CĂTĂLIN PÎSLARU
DAVID & BILLY
NOVEMBER 12 - DECEMBER 24, 2021
-> TEXT BY YOLI TERZIYSKA (EN)
-> TEXT VON YOLI TERZIYSKA (DE)
DAVID & BILLY
NOVEMBER 12 - DECEMBER 24, 2021
-> TEXT BY YOLI TERZIYSKA (EN)
-> TEXT VON YOLI TERZIYSKA (DE)







UNTITLED, 2021, OIL ON POLISHED PING PONG TENNIS TABLE, 137 x 152.5 CM



BILLY'S LOST BOOKS 3, 2021, PENCIL ON PAPER MOUNTED ON ALU-DIBOND, 100x 70 CM

BILLY'S LOST BOOKS 4, 2021, PENCIL ON PAPER MOUNTED ON ALU-DIBOND, 100x 70 CM

BILLY'S LOST BOOKS 1, 2021, PENCIL ON PAPER MOUNTED ON ALU-DIBOND, 100x 70 CM


BILLY'S LOST BOOKS 5, 2021, PENCIL ON PAPER MOUNTED ON ALU-DIBOND, 100x 70 CM



David & Billy brings together Catalin Pislaru’s minimalistic approach to visual aesthetics and a tongue-in-cheek defiance towards western myths. The exhibition’s title refers to two narratives that are definitive of our culture – the biblical tale of David and Goliath, and an imaginary all-American archetypal character named Billy.
Pislaru’s artworks turn to ubiquitous symbolic accounts that define societal Western values. On one hand, David is admired for his courage and ability to defy the giant Goliath against all odds. His character stands for ingenuity and resolve, and especially for the beloved image of the weak overcoming the strong. On the other hand, Billy is a common name that stands as a placeholder representative of contemporary mass consumerism. Mass consumption fed by late capitalism is a criticized notion that is as emblematic of current society as the historic tale of David and Goliath. Here, Pislaru places the two characters out of context by bringing together the sacred and the corrupt. Their individual integrity begins to split at the seams as their narratives fuse into the absurd, and funny new tale of David & Billy.
Pislaru has taken two table tennis tables and altered their original identities by manipulating their borders with minimal, clean lines. The readymade objects are, in themselves, rare items. When Pislaru acquired the tables, he noticed a hand-drawn inscription on one of them. It reads David. This coincidence cements the artist’s concept of identity erasure in favor of negating order and creating new symbolism overlaying an archaic one. The artist’s use of graphic, free-hand lines cancels the utilitarian value of the table tennis tables, turning them into compositions reminiscent of abstract painting. The narrative of the tennis table is interrupted by the detours of Pislaru’s new borders, making obsolete the original item and David, whilst breathing a new, aesthetic life to the objects.
His sculptures and drawings also defy order, as the artist creates phantasmagorical takes on sense and instruction. For his sculptures, the Pislaru has taken IKEA ready-to-be-made library shelves and ignored their construction manuals. Resulting in unique abstract sculptures, he rids the objects of their intended purpose. The anonymous organic forms that resemble mythological creations are anti-conformist in spirit. Here, Pislaru has altered their context, and pointed a finger at the narrative of mass-consumption - ironically, the IKEA library shelves are meant to store knowledge, which is something sacred. However, the shelves are so common that they can render the knowledge they store meaningless. The artist’s act of defiance and unmaking turn the lifeless objects, and the essence of consumerism, upside down.
In the same vein of breaking down and rebuilding narratives, Pislaru has taken the library shelves’ instruction manuals and created a series of five unique drawings. The drawings show a disassembled and abstracted version of the instructions, on which he superimposes commonplace symbols such as stylized hands and arrows. His choice to dismantle sense and turn to aesthetics and humor holds up his intent to break the status-quo by re-contextualizing canonical rites.
Catalin Pislaru opposes with a sense of humor, and a keen eye for aesthetics. In this exhibition, the grand narratives of Western culture, and the mythologies of David and Billy, turn into an amalgam of absurdity. The artist’s intent to break apart, and reconstruct sense, gives way to novel narratives calling for a re-evaluation of the rules we have set that have defined us as a society.
Text by Yoli Terziyska
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Die Ausstellung David & Billy vereint Catalin Pislarus minimalistische Herangehensweise an visuelle Ästhetik mit einer augenzwinkernden Hinterfragung westlicher Mythen. Der Titel bezieht sich dabei auf zwei etablierte Narrative, die unsere Kultur nachhaltig prägen: die biblische Geschichte von David und Goliat und eine imaginäre, archetypische amerikanische Figur namens ‚Billy‘.
Pislarus Kunstwerke greifen auf allgegenwärtige symbolische Darstellungen zurück, die die gesellschaftlichen Werte des Westens definieren. Auf der einen Seite wird David für seinen Mut und seine Fähigkeit bewundert, den Riesen Goliat trotz aller Widrigkeiten zu besiegen. Seine Figur steht für Einfallsreichtum und Entschlossenheit und vor allem für die beliebte Erzählung eines Schwachen, der einen Starken besiegt. Auf der anderen Seite steht Billy, ein gängiger Name, der als Platzhalter für den zeitgenössischen Massenkonsum steht. Der vom Spätkapitalismus genährte Massenkonsum ist ein oft kritisiertes Konzept, das für die gegenwärtige Gesellschaft ebenso emblematisch ist wie die historische Erzählung von David und Goliat. Pislaru nimmt diese beiden Figuren aus ihrem Kontext und verbindet das Heilige mit dem Korrupten. Die individuelle Integrität der Figuren beginnt zu bröckeln, während ihre Narrative zur neuen, absurden und heiteren Geschichte von David und Billy verschmelzen.
Pislaru nutzt zwei Tischtennisplatten und verändert deren ursprüngliche Identität, indem er ihre Markierungen mit minimalen, klaren Linien manipuliert. Die Readymade-Objekte sind an sich schon rare Gegenstände, als Pislaru die Platten erwarb, bemerkte er eine handgezeichnete Inschrift auf einem der Tische. Sie lautet David. Dieser Zufall bestärkte den Künstler in seinem Konzept, Identitäten auszulöschen, um eine bestehende Ordnung zu negieren und eine neue Symbolik zu kreieren, die etwas Archaisches überlagert. Durch die Verwendung von grafischen, freihändig gezeichneten Linien hebt der Künstler den Gebrauchswert der Tischtennisplatten auf und verwandelt sie so in Kompositionen, die an abstrakte Malerei erinnern. Das ursprüngliche Narrativ der Tischtennisplatten wird durch Pislarus neue Linien gebrochen, der anfängliche Gegenstand und auch David lösen sich auf während den Objekten ein neues, ästhetisches Leben eingehaucht wird.
Auch seine Skulpturen und Zeichnungen widersetzen sich der Ordnung, der Künstler pflegt eine phantasmagorische Auffassung von Sinn und Anweisung. Für seine Skulpturen nutzt Pislaru fertige Bibliotheksregale von IKEA, deren Bauanleitungen er konsequent ignoriert. Das Ergebnis sind einzigartige, abstrakte Skulpturen, in denen er die Objekte ihrer eigentlichen Bestimmung enthebt. Die anonymen, organischen Formen, die an mythologische Schöpfungen erinnern, sind von einem antikonformistischen Geist geprägt. Pislaru hat ihren Kontext verändert und lenkt so den Blick auf die Funktionsweise des Massenkonsums. Ironischerweise ist es die eigentliche Funktion der IKEA-Bibliotheksregale, Wissen zu speichern, etwas Heiliges. Doch sind die Regale so banal, dass sie das Wissen, das sie tatsächlich speichern, durch Überlagerung bedeutungslos machen können. Durch einen Akt des Trotzes und der Aufhebung stellt der Künstler diese leblosen Objekte, und dadurch auch die Essenz des Konsums, auf den Kopf.
Mit der gleichen Strategie, Narrative zunächst zu brechen, um sie dann neu aufzubauen, nutzt Pislaru die Gebrauchsanweisungen der Bibliotheksregale für eine Serie von fünf einzigartigen Zeichnungen. Diese Papierarbeiten zeigen eine abstrahierte Version der Anleitungen, die der Künstler mit alltäglichen Symbolen wie stilisierten Händen und Pfeilen überlagert. Seine Entscheidung, den Sinn zu ‚demontieren‘ und sich der Ästhetik und dem Humor zuzuwenden, verdeutlicht seine Absicht, den Status quo zu brechen, indem er kanonischen Riten neu kontextualisiert.
Catalin Pislaru zeichnet sich durch einen feinen Sinn für Humor und ein scharfes Auge für Ästhetik aus. In dieser Ausstellung verwandeln sich die großen Erzählungen der westlichen Kultur und die Mythologien von David und Billy in ein Amalgam des Absurden. Die Absicht des Künstlers, die Idee einer Sinnhaftigkeit zu dekonstruieren um sie dann zu rekonstruieren, macht Platz für neue Narrative, die eine Neubewertung der Regeln erfordern, die wir aufgestellt haben und die uns als Gesellschaft definieren.
Text von Yoli Terziyska
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