Domino Pyttel baut raumgreifende Installationen - Ihre Arbeit umfasst Skulptur, Collage, Video und Sound. Bühnen mit zeitlichem Ablauf, bei denen sich einzelne Fragmente zu einem Setting zusammenfügen. Ein wichtiger Bestandteil ist Performance - meist ist sie als Avatar Mittelpunkt der Arbeit. Sie verwandelt sich in Tierwesen, sozial und emotional in einer humanen Gesellschaft verankert: verlorene Gestalten, Alter Egos von Pop-Ikonen, gefallene Helden und Supermodels der Jetztzeit, Instagram Babes Sekunden nach dem Selfie.
In ihrer Installation „Sad Leopard“ (2017) mimt sie ein Leopardenwesen, das sich dogmatisch von allen Gefühlen befreit hat und nur noch als Hülle existiert, um so einen eigenen Weg zur Erfüllung zu erschaffen. Während die Leopardenfigur als Videoprojektion ein emotions - nihilistisches Manifest einspricht, liegt die Künstlerin, real als Performance in einem Hotelbett, regungslos, das Gesicht durch eine Maske bedeckt. Physisch anwesend, für die Ausstellungsbesucher aber unnahbar, apathisch, traurig.
Die aktuelle Arbeit „High Fever“ (2018) in der Nir Altman Galerie verwandelt den Ausstellungsraum in ein betretbares Spannungsfeld; ein mental degenerierter Boxring vor dem Einlauf der Athleten; Grafiken und Objekte im Raum verweisen auf das bevorstehende Event - Turnerinnen mit aus Knochen gefertigten Beinprothesen, Schlaghandschuhe aus Hummerschalen. Der Zuschauer wird voyeuristischer Zeuge eines zwanghaft obsessiven Ablaufs, einer ästhetisch überinszenierten Form der Selbstzerstörung.
Domino Pyttels Arbeit zeichnet eine seltene Eigenständigkeit aus. Sie entführt uns in ihren Kosmos, eine unbekannte Grenzregion zwischen tropischer Romantik und urbaner Tristesse, verwaisten Science Fiction Settings oder künstlicher Vergnügungsparkkulissen. Trotz der starken Bindung an die eigene Person gelingt es ihr, in ihren Bildern eine starke universelle Sprache und Lesbarkeit zu erzeugen: sie schickt Themenkomplexe wie Feminismus, postmoderne Omnipräsenz, verkitschte Popkultur durch ihre subjektive Matrix und schafft so starke und offene Fragestellungen, ohne dabei zu moralisieren oder eine klare Position zu beziehen.
Felix Burger