Lois, the protagonist in Margaret Atwood's story “Death by Landscape”, lives in an apartment crowded with landscape pictures. The paintings, sketches and drawings are different from usual landscape representations, however. They are tortuous views of outdoor scenery – a stony river shore, a pond half-seen through the branches, and intricate tree trunks – with no vistas, only endless foreground. As the narrator recounts: “There’s a tangle, a receding maze, in which you can become lost almost as soon as you step off the path”. While there is no apparent danger, nor presence of humans, or even animals, Lois is overcome with unease: she senses that something or someone is looking back out. If there's one thing reassuring her, she doesn’t have to worry about strange noises or animals entering the house, the narrator explains. “The building has a security system”.
What constitutes a landscape, as well as the limits – physical and mental, geographical and emotional – that define our relationship with it are recurring investigations in the work of Josephine Baker. For her first solo show at Nir Altman gallery, Outfallers, the artist presents a series of new sculptures and drawings, which resemble aspects of landscapes that are both distant and familiar. Baker digs into the tradition of the English garden – a landscaping style that presents an idealised view of nature – and into the processes of shaping and taming the natural world by re-assembling materials and meaning into sculpture.
At first glance, no groves of trees are in sight. In their place are a series of trellis-like sculptures made of steel reinforcement bars reaching out of concrete containers and connected by ventilation pipes. The porous soil of rolling lawns leaves spaces for the muted colours of building materials and cliffside debris. Cables grow like ivy, while security lights fill with water. The idyllic vision of a garden mutates into a logistical ecosystem – one which shows no image of human life but that nonetheless pullulates with it. For, even if humans are not pictured, each element traces back to their bodies and actions: from the materials commonly used in construction and communication industries, to the human-sized sculptures standing before us.
Though the journey starts in a garden, it does not end there. Hand-sized aqua-resin objects lead us to a pond, and an ocean, resembling frogspawn or organisms from the abyss. Fossils of tiny fish are embedded in the bases, and fragments of coral decoratively scattered within. Their presence, emulating the debris of urban and oceanic wreckage, act like residues of deep time, remnants of deep-sea life cycles, and point to the complex debates on sea-mining of ‘precious’ resources to meet today’s technological demands.
Baker awakens us from the pastoral dream of the landscape as a tamed aesthetic vision. By conjuring wilderness through the tools of civilisation, she brings us closer to observe how these two spheres enmesh. And she does so by subverting the symbolic communication systems with which we apprehend the world. Baker combines objects that spark resemblance and new associations, turning the language of material into a poetically coded reality. Roofing materials, such as felt and rubber joined with a pair of garden shears, give birth to a hybrid creature; the waterproof membrane of its wings bowed as if providing shelter. Meanwhile, another has its jaws wide open and spiky glass wings, filled with earth from the Jurassic Coast in southern England, splayed in mid-flight.
Even though everything is still, stories flow across the room. Baker’s piping system and live wire occupants are as much a natural ecosystem as a cultural image, albeit a rather slippery one. A series of drawings, Contiguous Zones, recalls pipelines and outfall drainage systems, from which the show takes its title. These are depictions of cables being searched for and cut through by other zoomorphic tools. Where do these tubes lead, what messages do they carry? And what might they spill?
If Outfallers hints at the complexity of ecological systems and the (mis)management – if not the very definition – of natural resources, it is most of all an invitation to look closer. To navigate through the endless foreground and the layers that make up our complex landscapes and realities. Like in a metaphor – a means, according to Hannah Arendt, by which the oneness of the world is poetically brought about – Baker invites us to see the similarities in dissimilarities, and to look for more than what immediately meets the eye.
Text by Giulia Civardi
Lois, die Protagonistin in Margaret Atwoods Erzählung „Death by Landscape“, lebt in einer Wohnung, die mit Landschaftsbildern vollgehängt ist. Die Gemälde, Skizzen und Zeichnungen unterscheiden sich jedoch von üblichen Landschaftsdarstellungen. Es sind verschlungene Ansichten von Außenlandschaften: Ein steiniges Flussufer, ein Teich, der nur halb durch Äste zu erkennen ist und gewundene Baumstämme - ohne Ausblicke, nur ein endloser Vordergrund. Wie der Erzähler berichtet: "Es ist ein Gewirr, ein sich zurückziehendes Labyrinth, in dem man sich verlieren kann, sobald man den Weg verlässt". Obwohl es keine offensichtliche Gefahr, keine Menschen oder gar Tiere gibt, überkommt Lois ein Unbehagen: Sie spürt, dass etwas oder jemand auf sie schaut. Wenn es etwas gibt, das sie beruhigt, dann dass sie sich keine Sorgen machen muss, wegen seltsamer Geräusche oder der Gefahr von Tieren im Haus, erklärt der Erzähler. "Das Gebäude hat ein Sicherheitssystem".
Die Frage, was eine Landschaft ausmacht, und die Grenzen - physische und mentale, geografische und emotionale - die unsere Beziehung zu ihr bestimmen, sind wiederkehrende Themen in der künstlerischen Praxis von Josephine Baker. In ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Nir Altman, Outfallers, präsentiert die Künstlerin eine Reihe neuer Skulpturen und Zeichnungen, die an ferne und zugleich vertraute Landschaften erinnern. Baker setzt sich mit der Tradition des englischen Gartens auseinander - einem Landschaftsgestaltungsstil, der eine idealisierte Sicht auf die Natur präsentiert - und mit den Prozessen der Formung und Zähmung der natürlichen Welt, indem sie Materialien und Bedeutungen zu Skulpturen neu zusammensetzt.
Auf den ersten Blick sind keine Baumgruppen zu sehen. An ihrer Stelle stehen eine Reihe von spalierartigen Skulpturen aus Bewehrungsstäben, die aus Betonbehältern herausragen und durch Lüftungsrohre verbunden sind. Der poröse Boden der hügeligen Rasenflächen lässt Platz für die gedämpften Farben von Baumaterialien und Felsschutt. Kabel wachsen wie Efeu, während sich Sicherheitsleuchten mit Wasser füllen. Die idyllische Vision eines Gartens mutiert zu einem logistischen Ökosystem - einem, das kein Bild von menschlichem Leben zeigt, das aber dennoch in ihm wuchert. Auch wenn der Mensch nicht abgebildet ist, so geht doch jedes Element auf seinen Körper und seine Handlungen zurück: von den Materialien, die in der Bau- und Kommunikationsindustrie verwendet werden, bis hin zu den menschengroßen Skulpturen, die vor uns stehen.
Auch wenn die Reise in einem Garten beginnt, endet sie dort nicht. Handgroße Objekte aus Aqua-Resin führen uns zu einem Teich und einem Ozean, die an Froschlaich oder Organismen aus der Tiefe des Ozeans erinnern. In die Sockel sind Fossilien winziger Fische eingelassen und gebleichte Korallen dekorativ darin verstreut. Ihre Anwesenheit, die städtischen Trümmern und ozeanischen Wracks nachempfunden ist, wirkt wie ein Überbleibsel aus der Tiefe der Zeit, Relikte von Lebenszyklen in der Tiefsee und verweist auf die komplexen Debatten über den Abbau "wertvoller" Ressourcen im Meer, um der heutigen Nachfrage gerecht zu werden.
Baker weckt uns aus dem pastoralen Traum von Landschaft als einer gezähmten ästhetischen Vision. Sie beschwört die Wildnis mit den Mitteln der Zivilisation und zeigt, wie diese beiden Sphären ineinandergreifen. Sie tut dies, indem sie die symbolischen Kommunikationssysteme untergräbt, mit denen wir die Welt wahrnehmen. Baker kombiniert Objekte, die Ähnlichkeiten und neue Assoziationen hervorrufen, und verwandelt die Sprache des Materials in eine poetisch verschlüsselte Realität. Aus Dachmaterialien wie Filz und Gummi, die mit einer Gartenschere verbunden sind, entsteht ein hybrides Wesen, dessen wasserdichte Flügelmembran sich wölbt, als würde sie Schutz bieten. Bei einem anderen sind die Kiefer weit geöffnet und die stacheligen Glasflügel, die mit Erde von der Juraküste im Süden Englands gefüllt sind, wie im Fluge ausgebreitet.
Obwohl alles stillsteht, fließen Geschichten durch den Raum. Bakers Rohrsystem und seine drahtigen Bewohner sind gleichzeitig ein natürliches Ökosystem als auch ein kulturelles Bild, wenn auch ein ziemlich glitschiges. Eine Serie von Zeichnungen, Contiguous Zones, erinnert an Pipelines und Abflusssysteme, von denen die Ausstellung ihren Titel nimmt. Es handelt sich um Darstellungen von Kabeln, die von zoomorphen Werkzeugen durchsucht und durchtrennt werden. Wohin führen diese Rohre, welche Botschaften transportieren sie? Und was könnten sie verteilen?
Wenn Outfallers auf die Komplexität ökologischer Systeme und die (Fehl-)Bewirtschaftung - wenn nicht sogar die Definition - natürlicher Ressourcen hinweist, ist es vor allem eine Einladung, genauer hinzusehen. Durch den endlosen Vordergrund und die Schichten zu navigieren, aus denen unsere komplexen Landschaften und Realitäten bestehen. Wie in einer Metapher - nach Hannah Arendt ein Mittel, mit dem die Einheit der Welt poetisch herbeigeführt wird - lädt uns Baker ein, die Ähnlichkeiten in den Unähnlichkeiten zu sehen und nach mehr zu suchen als dem, was auf den ersten Blick sichtbar ist.
Text von Giulia Civardi